Ein Blick auf den historischen Fuhrpark zum Gründungsjubiläum

Neben den derzeitigen Einsatzfahrzeugen beherbergt das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Schnaittenbach auch einen kleinen historischen Fuhrpark. Neben einer Handdruckspritze aus dem Jahr 1926 und einer Motorspritze der Fa. Paul-Ludwig aus dem Jahr 1932, die seit Fertigstellung des Gerätehauses im Schneckengäßchen im Jahr 1992 den Treppenaufgang in ein historisches Ambiente tauchen, besitzt die Feuerwehr auch eine alte Anhängeleiter, die seit drei Jahrzehnten den Vorplatz des Gerätehauses schmückt und zu einem beherrschenden Bestandteil der Ansicht des städtischen Gebäudes und zu einem Wahrzeichen für die Schnaittenbacher Feuerwehr geworden ist. Da der Zahn der Zeit doch ständig und arg an dem guten alten Stück nagt, wurde die Anhängeleiter während der letzten Jahrzehnte bereits zweimal aufwändig restauriert.
Einer der wenigen Zeitzeugen, die sich noch an die Anschaffung der Anhängeleiter erinnern konnten, war der 1923 geborene Hans Pröls, der erst heuer im Januar fast hundertjährig verstorben ist und bis zuletzt Ehrenkommandant der Feuerwehr war. Demnach wurde die Leiter im Jahr 1927 von der damaligen Marktgemeinde Schnaittenbach, vertreten durch den 1. Bürgermeister Johann Reiß, auf Anregung der örtlichen Feuerwehrführung, bestehend aus Kommandant Hans Pröls sen., Vorsitzendem Liborius Gräßmann und den Vorstandsmitgliedern Georg Schorner und Georg Weigert, von der Gewehrfabrik Amberg angekauft. An der Leiter befand sich bis zu ersten Renovierung im Jahr 1991 ein Typenschild der „Justus Christian Braun Feuerlösch-Gerätefabrik“ aus Nürnberg. Recherchen im Internet haben ergeben, dass aus dieser Feuerlösch-Gerätefabrik die Faun GmbH entstanden ist, ein mittlerweile weltweit agierender Konzern, der sich auf die Herstellung von Kränen und schweren Spezialfahrzeugen konzentriert hat. Leider haben weder Anfragen an die Faun GmbH noch eine Einsicht in das Protokollbuch der Feuerwehr und in die Unterlagen des Staatsarchivs Amberg weitere Details über die alte Anhängeleiter preisgegeben. Anders als bei den beiden alten Pumpen, zu denen sowohl die Original-Rechnungen als auch umfangreicher Schriftverkehr im Staatsarchiv Amberg vorhanden sind, gibt es für die alte Leiter keinerlei historische Dokumente. Laut Hans Pröls war die Leiter bis zum zweiten Weltkrieg in Schnaittenbach im Einsatz und wurde dann, weil nicht mehr funktionstüchtig, im alten Gerätehaus auf der Loh untergestellt. Als im Vorfeld zum 100jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 1973 das Gerätehaus umgebaut und renoviert wurde, war auch hier kein Platz mehr und die Leiter wurde ca. 1968 an das damals in Schnaittenbach ansässige Bauunternehmen Eckstein verkauft. Irgendwann in den siebziger Jahren wurde die Leiter dann in der Ruine der alten Kaolinschlämme bei der Wilpa, mittlerweile längst im Ostfeld 2 der Kaolinwerke aufgegangen, untergestellt, wo sie im Laufe der Jahre in Vergessenheit geriet und in einen jämmerlichen Zustand verfiel. Auf Initiative des damaligen Kommandanten Bernhard Büller wurde die Leiter dann während des Neubaus des jetzigen Gerätehauses im Schneckengäßchen wieder von der Feuerwehr übernommen, in unzähligen Arbeitsstunden restauriert und in Stand gesetzt und schließlich 1992 auf dem Vorplatz des Gerätehauses aufgestellt.
Bei allen Fragen rund um die zu verwendenden Hölzer, aber insbesondere bei der Erneuerung der Räder im Jahr 2007 war Schreiner- und Wagnermeister Georg Häusler, besser bekannt unter seinem in Schnaittenbach gebräuchlichen Hausnamen „Häuslwonger“, mittlerweile leider auch bereits verstorbenes Mitglieder der Feuerwehr, eine unersetzliche Hilfe. Ausgestattet mit umfangreichem Wissen zu allen Arten von Hölzern und deren besonderen Eigenschaften war der „Häuslwonger Schorsch“ in seiner Schreinereiwerkstatt immer dann zur Stelle, wenn es darum ging, die entsprechenden Hölzer auszusuchen und spezielle Teile nachzubauen. Georg Häusler, seit 1952 Mitglied der Feuerwehr und wann immer es die Zeit erlaubte beim Seniorenstammtisch der Feuerwehr dabei, dürfte wohl einer der wenigen Vertreter seiner Zunft in weitem Umkreis gewesen sein, der das Wagnerhandwerk noch erlernt hat und diese alte Handwerkskunst bis zu seinem Tod noch beherrscht und bei Bedarf auch praktiziert hat. Bei der Anfertigung der Räder wurden zum Teil auch alte Hilfsmittel verwendet, so war das Werkzeug zum Aufriss der Naben mehr als 100 Jahre alt. Nabe und Speichen wurden aus Eiche gefertigt, für die Felgen sei Ulme verwendet worden, weil dieses Holz nicht so leicht springe, so der Fachmann damals. Weitere wertvolle Unterstützung bei ihrem Vorhaben fand die Feuerwehr auch immer bei Georg Hirsch, Seblasmühle, und der Fa. Kerb-Konus, wo das Holz zum Ausbessern verschiedener Leiter- sowie Eisenteile zur Verfügung gestellt wurden. Die eisernen Reifen, die sog. „Roif“, wurden von der damaligen Schlosserei der Fa. AKW-Kick in der mittlerweile vollständig zurückgebauten und abgerissenen „Schlämm“ angefertigt und aufgezogen.

Der Schreiner- und Wagnermeister Georg Häusler, im Volksmund nur der „Häuslwonger“ genannt, im Jahr 2007 mit den von ihm in mühevoller Handarbeit gefertigten Holzrädern für die alte Anhängeleiter in seiner Werkstatt.